die leuchtende Welt der Künstlerin Dënalisa Shijaku
Es gibt Räume, die mehr sind als nur vier Wände. Und es gibt Menschen, deren Kunst nicht in Ateliers beginnt, sondern im Innersten entsteht – getragen von Geschichten, Musik und Erinnerungen. Dënalisa Shijaku ist eine dieser Personen. Ihre Werke leuchten wie Träume, fließen wie Gedanken und hinterlassen Spuren. HOMEISSUE hat mit der in Berlin lebenden Künstlerin über Identität, Intuition und Interior gesprochen – und darüber, warum ein Zuhause niemals perfekt, aber immer wahrhaftig sein sollte.
Vom kindlichen Impuls zur künstlerischen Praxis
Viele Kreative erzählen, dass sie schon als Kind gemalt haben – und bei Dënalisa ist das nicht anders. Doch erst 2019, mit der Veröffentlichung ihrer Arbeiten auf Social Media, wurde aus dem intuitiven Ausdruck eine bewusste künstlerische Praxis. „Ich habe das nie Kunst genannt“, erzählt uns Dënalisa. Heute tut sie es. Und bringt damit eine visuelle Sprache in die Welt, die poetisch, intim und fließend ist.
Zwischen Prizren und Berlin: Identität als Unterstrom
Dënalisa wurde in Prizren geboren, einer kosovarischen Altstadt, in der Albanisch und Türkisch gesprochen wird – und wuchs mit Klassikern türkischer Musik auf. Ihre kulturelle Prägung fließt unbewusst in ihre Arbeit ein: „Ich brauche Musik, um überhaupt mit dem Malen zu beginnen.“ Ihre Herkunft ist keine These, die erklärt werden muss – sie ist ein subtiles Echo, das durch ihre Farben, Formen und Stimmungen schimmert.
Berlin hingegen ist ein lauteres Kapitel. „Eine Stadt, die man liebt und hasst zugleich“, sagt sie. Und gerade deshalb genau richtig für jemanden, der die Reibung sucht, um innerlich zur Ruhe zu kommen. „Berlin ist für mich Freiheit.“ Kein einfacher Ort, aber ein ehrlicher.
Photo Credit © Dënalisa Shijaku
Poetisch
Intim
Fließend
Leuchtende Intimität und weibliche Resonanzräume
In ihren Werken schwingen die Einflüsse großer Künstlerinnen mit. Hilma af Klint, Moshtari Hilal, Flaka Haliti – sie alle begleiten Dënalisa in Gedanken. Was sie verbindet, ist die Tiefe, die Spiritualität, der Blick für das Nicht-Offensichtliche. Besonders Moshtari Hilals Arbeit auf Seidentüchern beeindruckt sie: „Sie malt markante Nasen, dichte Körperbehaarung – und schafft Raum für alternative Ästhetiken.“
Auch Dënalisas eigene Kunst fordert heraus, ohne laut zu sein. Sie erinnert eher an ein Gedicht in Acryl, an flüchtige Träume, die sich mit der Realität verweben. Ihre Bilder sind nahbar, aber nie simpel. Sie sind emotional, aber nie plakativ.
Wer Dënalisa kennt, kennt auch ihre Hüte. Groß, expressiv, ikonisch. „Mode bewahrt mich davor, nackt zu sein – emotional wie textil“, erzählt Dënalisa. Trends interessieren sie nicht. Sie sammelt keine Taschen, sondern Momente. Und Hüte. Stil ist für sie kein Kostüm, sondern ein Statement. Eine Haltung.
Ein Zuhause wie ein Tagebuch
Wohnen bedeutet für Dënalisa: Sicherheit, Rückzug, Geborgenheit – aber auch eine nostalgische Zeitreise. Ihr Zuhause ist kein perfekt durchgestylter Ort, sondern eine Sammlung. Von Farben. Von Geschichten. Von Musik. „Jede Ecke erzählt eine Geschichte“, sagt sie. Bücher, Bilder, Klänge – all das ist Teil ihrer Welt. Kein Zufall, keine bloße Dekoration, sondern Ausdruck dessen, was sie bewegt.
In ihrem Zuhause entsteht ihre Kunst. Nicht trotz des Chaos, sondern wegen ihm. „Ich brauche keinen perfekten Ort – sondern einen echten. Einen, an dem ich mich verlieren und wiederfinden kann.“
Social Media als Türöffner
Für Dënalisa war Instagram der Gamechanger. Bühne, Werkzeug, Visitenkarte – alles zugleich. Vor allem aber ein Raum, der ihr Türen geöffnet hat, die anderen mit ähnlicher Geschichte oft verschlossen bleiben. „Ich komme nicht aus einem akademischen Kontext – aber Social Media hat mir Sichtbarkeit ermöglicht.“ Heute ist sie Teil einer neuen Generation von Künstler:innen, die ihr eigenes Narrativ schreiben. Mit Haltung. Mit Tiefe. Und mit Farbe.