COLLECTIBLE DESIGN: Das neue Sammeln im Design

COUR & GUSCH at COLLECTIBLE | Collectible Design

COUR & GUSCH at COLLECTIBLE 2025 © Tom Dagnas

In einer Zeit, in der das Einzigartige wieder an Wert gewinnt, erlebt das sogenannte Collectible Design eine Renaissance. Es ist die bewusste Abkehr vom Funktionalen zugunsten des Ausdrucksstarken – ein Terrain, in dem Objekte Geschichten erzählen und sich zwischen Kunst und Design bewegen.

„Collectible Design sitzt zwischen Kunst und dem funktionalen Objekt“, erklärt Meike Papenfuß vom Studio BUDDE im HOMEISSUE Podcast. Gemeinsam mit Johannes Budde entwirft sie Objekte, die nicht nur gestaltet, sondern gedacht sind – formal reduziert, konzeptionell präzise und mit einer emotionalen Tiefe, die berührt. Ihre Stücke verstehen sich als Statements im Raum: eigenständig, sinnlich, skulptural.

Dieser Zugang ist exemplarisch für eine Designhaltung, die sich vom bloßen Gebrauchswert verabschiedet. Stattdessen rückt das Objekt selbst in den Fokus – seine Geschichte, seine Materialität, seine Präsenz.

Meike Papenfuß & Johannes Budde vom Designstudio BUDDE | Collectible Design

Meike Papenfuß & Johannes Budde © Murat Yildirim

Vom Sammeln zum Erzählen

Der Begriff Collectible Design entstand vor rund zwei Jahrzehnten mit dem Ziel, Designobjekte ähnlich wie Kunstwerke zu positionieren. Limitierte Auflagen, handwerkliche Raffinesse und kuratorische Präsentationen sollten nicht nur neue Formen der Wertschätzung etablieren, sondern auch neue Märkte erschließen. Alexandra Cunningham Cameron, Kuratorin am Cooper Hewitt Museum, sieht darin eine Strategie, um Aufmerksamkeit, Kenner:innentum und monetären Wert zu fördern.

BUDDE | Collectible Design

BUDDE © Benni Janzen

Ein gelungenes Beispiel für diese Haltung ist der skulpturale „Rug’n Roll“-Hocker von BUDDE. Seine textile Anmutung täuscht – gefertigt ist er aus massivem Beton. Die Spannung zwischen Material und Form erzeugt eine stille Poesie, die das Objekt sowohl funktional als auch kontemplativ macht.

Mit „DUNE“, einem wandelbaren Teppichmöbel, das in Zusammenarbeit mit Nando Studio entstand, erweitert BUDDE die Erzählung: Inspiriert von den sanften Linien einer Wüstenlandschaft verbindet das Objekt fließende Formen mit haptischer Tiefe und ruhiger Präsenz. Präsentiert wurde es zur Milan Design Week 2025 – als stilles Statement für eine neue, sinnliche Form des Wohnens.

Video BUDDE ‘DUNE’ © Saskia Kinast

Form gewordene Idee

Was alle Objekte im Bereich des Collectible Design verbindet, ist die Tiefe ihrer handwerklichen und konzeptionellen Umsetzung. Sie sind keine Dekorationen – sie sind kulturelle Kommentare. Plattformen wie Objects With Narratives oder digitale Galerien wie Adorno fördern genau diesen Zugang, indem sie das Narrativ über den Namen stellen.

Und selbst große Marken wie Ferrari nutzen die Sprache des Sammelbaren, um ihre Geschichte neu zu inszenieren: Mit der Ausstellung „Born for Speed, Reborn for Beauty“ verwandelte sich der Mailänder Flagship-Store der Marke während des Salone del Mobile in eine minimalistische Galerie – und bewies, wie Sammlerstücke Markenidentität subtil und kraftvoll transportieren können.

Ferrari Collectibles © Ferrari.com

Lounge Sofa Free Form | Designed by Lukas Cober © objectswithnarratives.com

Eine stille Form von Luxus

Collectible Design steht für mehr als Form und Funktion. Es steht für Idee, für Haltung – und für eine neue Wertschätzung des Objekts an sich. In einer Zeit, in der das Individuelle zum Luxus wird, zeigen diese Stücke, was Design heute sein kann: ein Ausdruck von Kultur, Persönlichkeit und Tiefe.

Mehr erfahren?

Das vollständige Interview mit Meike Papenfuß und Johannes Budde, in dem sie über ihre gestalterische Haltung, Materialexperimente und den Entstehungsprozess ihrer Objekte sprechen, ist jetzt im HOMEISSUE Podcast verfügbar:

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